Sonntag, 30. Juni 2024

Aus zwei mach eins!

 

Und zwar wurden kurzentschlossen aus den beiden letzten Etappen nur noch eine.

Natürlich war der letzte Tag auf Sardinien mit Abstand der heisseste mit Temperaturen im Innenland bis 38°C. Also an dem Tag, an welchem ich wieder mit dem gesamten Gepäck in Richtung Fähre unterwegs war. Das Hotelzimmer musste um 10.00 Uhr geräumt werden und ich hatte für diesen Tag noch eine weitere längere Tour in den Norden geplant, da die Fähre wieder erst um 21.00 Uhr ablegen würde, resp. man spätestens zwei Stunden vorher einchecken musste.

Ich hatte aber auch die Option, einfach noch im Hotel (sprich Pool etc.) zu bleiben und nach Gutdünken abzureisen. Es hatte auch ein kleines "Service-Häuschen" mit WC und Dusche, welches man nutzen konnte. Mit Blick auf die sehr hohen Temperaturen habe ich mit dann zu dieser Option entschieden, genoss den - wie tagsüber immer - leeren Pool und die Ruhe und fuhr erst am frühen Nachmittag ab. Ich kürzte einfach die geplante Tour, denn die schöne Treppe in Arzachena wollte ich schon noch sehen. Hat sich (wie auch die abenteuerliche Fahrt durch engste Gässchen dorthin 😊) gelohnt:





Danach noch eine Schleife an die Costa Smeralda





Anschliessend steuerte ich den Hafen von Olbia an. Ich war kurz vor 17:00 Uhr dort und etwa eine halbe Stunde später konnte man das Check-In passieren. Um etwa 18.30 Uhr ging es - mit vielen anderen Motorrädern - als Erste auf den alten Dampfer. Die Moby Otta lief 1975 vom Stapel und gehört seit 2006 zur Moby-Flotte. Entsprechend gedämpft daher die Erwartungen an Komfort und Lautstärke dieses Schiffes. 




Die schnellste ist die "Otta" auch nicht, denn trotz sehr ruhiger See erreichten wir Genua statt um 07.30 erst zwei Stunden später. Bis man dann die Fähre verlassen hatte, war es dann bereits nach 10:00 Uhr. Die Nacht war übrigens angenehm ruhig, trotz erster Bedenken, da meine Aussenkabine neben einer Treppe zum Deck 9 war, welche genau vor dem Fenster noch ein Eisengatter hatte. Glücklicherweise knallte diese nur in den ersten Stunde mehrmals lautstark zu, nachts war dieser Aufgang vielleicht zu gut versteckt, oder niemand wollte mehr dort hochklettern. Also ziemlich ruhig, ausser das übliche Türknallen und Geschnatter/Geschrei in den Gängen. Zwei "Ichnusa" (feines sardisches Bier) halfen, rasch einen recht guten Schlaf zu finden. Unterbrochen um 22.30 Uhr durch eine überlaute Durchsage in alle Kabinen, dass das Restaurant XY nur noch 10 Minuten offen sei. Ehm.. ja.

In Genua liebäugelte ich  trotz der Verspätung - auch nach Blick auf die Wetterprognose - doch noch am Samstag bis nach Hause zu fahren. Wären aber satte 520km, da ich die direktere Strecke (Autobahn A7/A9) in Richtung Mailand/Como irgendwie einfach nicht so mag. Also einfach mal losdüsen und schauen, wie es läuft.

Und das ging dann eigentlich ziemlich gut. die Strecke via Alessandria und Vercelli ist angenehm zu fahren und hat sicher weniger Verkehr als die oben genannte Route. Halt danach das übliche "Sightseeing"-Tempo dem Lago Maggiore entlang. Auf die "obligatorische" Pause in Arona habe ich zu Gunsten eines Tankstopps verzichtet und fuhr dann weiter bis kurz vor Locarno. Regenradar und Staumeldung studiert und entschlossen: Durchziehen! Denn von Südwesten her machten sich bedrohliche Bilder bemerkbar und mit etwas Glück könnte ich gerade noch einigermassen trocken durchfahren, zudem fühlte ich mich noch erstaunlich fit, obwohl ich so lange Etappen nicht mehr gewöhnt war. Also los. 

Um kurz nach Bellinzona doch schon im Stau zu stehen. Die Polizei hatte die blendende Idee, sich AUF die Autobahn zu stellen, da die Ausfahrt in Richtung San Bernardino aufgrund des Erdrutschtes ja gesperrt ist. Als der Rückstau dann lange genug war, fuhren sie genau zu dem Zeitpunkt weg, als ich das Stauende erreicht hatte. Eine vernünftige Signalisation wäre wohl zu einfach gewesen. Das Vorankommen war hier etwas mühselig, da praktisch der ganze Stau in einer Baustelle mit verengten Spuren war. Ein Rettungsfahrzeug wäre unmöglich vernünftig durchgekommen.

Zwei weitere künstliche Staus dann vor dem Gotthardtunnel und nach dem Tunnel gab es dann nochmal einen Tankstopp und ein Sandwich. Ein Schoggi-Gipfel auf der Fähre war bisher das einzige, was ich gegessen hatte. Hier regnete es kurz, wobei - wie man den Fahrzeugen allesamt ansehen konnte - das war 80% Sahara-Staub und 20% Regen. Von diesen zwei Minuten Niederschlag sah der Töff dann aus, als wäre man selbst durch die Sahara gedüst (auch wenn es auf dem Bild gar nicht so gut zu erkennen ist). 
 



Also vorsichtshalber den Regenkombi montiert. Ein belgischer Motorradfahrer fragte, ob ich denke es kommt noch stärker. Ich sagte ihm: "Wenn ich den Kombi anziehe, kommt es NICHT mehr. Dafür würde ich dann - bei Temperaturen knapp unter 30° - von innen nass". Er bedanke sich höflich für meinen Einsatz und düste weiter. Ich würde recht behalten. Ausser ein paar Tropfen da und dort kam kein Regen mehr runter. Und nach einem weiteren Stau in Luzern ging es dann endlich flott bis nach Hause und ich bog um kurz nach 18.00 Uhr in unsere Einstellhalle ein. Kurze Zeit später setzte dann der Regen ein.

Und wenn ich mir heute so ansehe, welche Unwetter es unter anderem im Tessin in der Nacht auf heute gegeben hat, scheint mein Bauchgefühl, die Marathon-Etappe durchzuziehen, absolut richtig gewesen zu sein. Auch wenn das Hinterteil ein bisschen gelitten hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen